In dem Lager leben rund 10.000 Flüchtlinge aus Myanmar schon seit Jahren in notdürftig errichteten Hütten, von der thailändischen Armee streng bewacht. Als wir am 29. Januar dort ankamen, war die von Geldern des amerikanischen Außenministeriums finanzierte Krankenstation in dem Lager schon geschlossen. Der Platz vor der Klinik war gespenstisch leer. Es wehte nur noch die amerikanische Flagge vor dem Gebäude. Unsere katholische Partnerorganisation vor Ort berichtete uns, dass auch für ihre Einrichtungen die Gelder aus USAID sofort eingefroren wurden. Sie erhielten darüber nur eine kurze Nachricht. Von einem Tag auf den anderen mussten sie das gesamte Personal entlassen und die Hilfe einstellen.
Die Flüchtlinge haben panisch reagiert, weil sie nicht wussten, was sie tun sollten. Besonders schlimm ist die Lage für Dialyse-Patienten und Kranke, die Sauerstoff oder eine regelmäßige medikamentöse Behandlung brauchen. Denn auch kranke Flüchtlinge dürfen das Lager für eine auswärtige Behandlung eigentlich nicht verlassen. Einige thailändische Krankenhäuser haben sich bereit erklärt, die Flüchtlinge zu behandeln. Aber auch das ist im Grunde illegal und damit gefährlich für Flüchtlinge.
Unsere Partner in Thailand und Myanmar rechnen nicht damit, dass die Amerikaner in drei Monaten ihre Hilfe wieder fortsetzen. Aber selbst, wenn sie das tun würden: Der Stopp der amerikanischen Gelder droht die bisher eingespielten Hilfsstrukturen zu zerstören. Wenn sie einmal kaputt sind und es kein Personal mehr gibt, dann lässt sich die Hilfe nicht so einfach wieder aufnehmen. Dabei wächst die Zahl der Flüchtlinge aus Myanmar stetig an, weil das Militärregime weiter die eigene Bevölkerung bombardiert. Es bräuchte deshalb eigentlich mehr Geld.

Nein, die Hilfe der Amerikaner kann in diesem Umfang niemand ersetzen. Das sagen uns unsere Partner vor Ort. Wir von missio sind kurzfristig für die kommenden drei Monate mit insgesamt 50.000 Euro eingesprungen, um die Mittel für zwei zuvor mit amerikanischen Geldern finanzierte Hilfsprojekte in einem Flüchtlingslager an der Grenze zu Myanmar und für die Betreuung geflüchteter Menschen in Bangkok zu übernehmen.
In dem Flüchtlingslager, in dem ich war, müssen die betroffenen Hilfsorganisationen sehen, wie sie ohne amerikanisches Geld die Krankenversorgung organisieren. Das hat natürlich auch Folgen für das gesamte Camp. Wir von missio fördern dort Waisenhäuser und eine Kirche. Aber wenn es dort keine Krankenversorgung mehr gibt, dann ist auch unsere Arbeit gefährdet.