Nach dem Hotelbrand in einem türkischen Skigebiet mit 78 Toten hatten sich Regierung und Opposition im Januar zunächst gegenseitig die Schuld zugeschoben. Das Tourismusministerium in Ankara hatte der von der Oppositionspartei CHP geführten Stadtverwaltung von Bolu unterstellt, ihre Aufsichtspflicht in Bezug auf den Brandschutz verletzt zu haben. Und umgekehrt. Ein vorläufiger Untersuchungsbericht des Innenministeriums kommt nun zu dem Ergebnis, dass keine der beiden Behörden die Hauptverantwortung trage, sondern vielmehr eine dritte: die Provinzverwaltung von Bolu. Laut dem Untersuchungsbericht, aus dem das Nachrichtenportal T24 zitiert, vergab die Provinzverwaltung Betriebslizenzen an das Grand Kartal Hotel, für die auch der Brandschutz überprüft worden sei. Bei den Folgeinspektionen, etwas zur Einhaltung von Hygienevorschriften, sei der Brandschutz jedoch ignoriert worden.
„Es gibt keine Gesetzeslücken“
Der Generalsekretär der Provinzverwaltung Sırrı Köstereli und sein Stellvertreter Bünyamin Bal seien juristisch verantwortlich für die lückenhafte Aufsicht, heißt es in dem Untersuchungsbericht. Die beiden Beschuldigten wurden festgenommen. Beide wiesen jegliche Verantwortung von sich. Ihre Behörde sei nicht zu Brandschutzinspektionen autorisiert und verfüge auch nicht über die nötige Expertise. Die Verantwortung liege beim Tourismusministerium. 
Justizminister Yılmaz Tunç sagte, vor dem Abschluss der Untersuchungen sei jede Diskussion über Verantwortlichkeiten unangemessen: „Es gibt keine Gesetzeslücken.“ Insgesamt befinden sich in dem Fall 22 Personen in Haft. Das türkische Parlament setzte am Donnerstag einen Untersuchungsausschuss zu dem Hotelbrand ein, der drei Monate tagen soll.
Laut dem Untersuchungsbericht des Innenministeriums liegt das Skigebiet Kartalkaya außerhalb der Stadtgrenzen von Bolu, weshalb die Stadtverwaltung unter Führung der Oppositionspartei CHP nicht verantwortlich sei. Allerdings hatte die städtische Feuerwehr das Hotel kurz vor dem Brand auf dessen Anfrage hin überprüft und erhebliche Mängel festgestellt; so fehlte eine funktionierende Sprinkleranlage. Daraufhin hatte das Hotel seine Anfrage zurückgezogen – und die Feuerwehr hatte die Sache nicht weiter verfolgt.
