Spiele wie diese dürften für Joshua Kimmich in letzter Zeit so häufig vorkommen, dass sie schon längst nichts Besonderes mehr sind. Beim 3:0 gegen Werder Bremen am Freitagabend war Kimmich wieder einmal das Herzstück im Spiel des FC Bayern. Mit 164 gespielten Pässen, von denen 157 auch ankamen, bestimmte er im Mittelfeld den Takt.
Auch sonst hatte er gute Ideen, um den Ball in Richtung des Bremer Torhüters Michael Zetterer zu bekommen, und spielte vor dem ersten Elfmeter – den Harry Kane ebenso verwandeln sollte wie einen zweiten in der Nachspielzeit (56./90.+7 Minute) – die entscheidende Hereingabe.
Es war das nächste, sehr gute Spiel von Kimmich in dieser Saison, die das Potential hat, die beste seiner Karriere zu werden. Und so ist es dann auch nicht verwunderlich, dass der FC Bayern die Zukunft des Dreißigjährigen – ebenso wie die Jamal Musialas – am liebsten eher früher als später klären möchte.
Die beiden Spieler sollen beim deutschen Rekordmeister eine neue Ära prägen, mit dem nicht unwesentlichen Haken: Die Gespräche mit Kimmich (besitzt einen bis Sommer 2025 gültigen Vertrag) und Musiala (bis Sommer 2026) ziehen sich schon seit Monaten.
„Ich behalte gerne Dinge zurück“
In beiden Fällen sähe es „gut“ aus, sagte Sportvorstand Max Eberl beim Sportbusinesskongress Spobis in Hamburg, ohne ins Detail gehen zu wollen. Er wisse um das öffentliche Interesse, aber: „Ich behalte für mich gerne Dinge zurück, weil ich einfach auch glaube, das hat in der Öffentlichkeit noch nichts verloren.“
Was eine mögliche Deadline bei Kimmich angeht, wurde Eberl aber nochmals etwas deutlicher: „Ich möchte einen Spieler nicht überreden müssen, dass er einen Vertrag unterschreibt, sondern er soll es aus voller Überzeugung tun“, sagte er: „Wenn Joshua Kimmich sagt: ‚Hör zu, Max, vergangenen Sommer konnte ich mir gar nicht vorstellen zu verlängern. Jetzt habe ich es zumindest ein Stück weit im Kopf, würde mir aber gerne darüber Gedanken machen‘, dann ist das für mich völlig legitim.“ Auch wenn er „nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten“ werde.
In der vergangenen Woche konnte Bayern zumindest die Vertragsverlängerungen von Manuel Neuer und Alphonso Davies bekannt geben. Es sind Entscheidungen, die mit Blick auf die Kaderplanung Sinn ergeben: Indem Neuer noch eine Saison bleibt, hat sich der FC Bayern Zeit verschafft, um seine Nachfolge im Tor zu regeln.
Jonas Urbig kann noch eine Saison im Training von Neuer lernen und der Verein schauen, wie sich Alexander Nübel (bis Sommer 2026 an den VfB Stuttgart verliehen) und Daniel Peretz (soll ebenfalls verliehen werden) entwickeln.
Davies ist erst 24 Jahre alt, hat sich beim FC Bayern auf seiner Position aber schon zu einem der besten Spieler der Welt entwickelt – und könnte mit seiner Vertragsverlängerung einen Dominoeffekt auslösen. In der Mannschaft gilt Davies als einer der besten Freunde von Musiala.
Und Mitte Januar hatte Kimmich in einem Sky-Interview gesagt, dass für ihn vor allem die sportliche Perspektive entscheidend sei: „Wo kann man in den nächsten Jahren den maximalen Erfolg haben?“, so Kimmich, der betonte, dass auch die Frage, ob Musiala seinen Vertrag verlängere, seine Entscheidung beeinflussen werde: „Es ist definitiv ein Faktor: Wie sieht die Mannschaft in den nächsten Jahren aus? Da spielt es natürlich eine Rolle, was der eine oder andere macht.“
Zwischen den Zeilen konnte man aber noch einen weiteren Grund heraushören, warum sich Kimmich womöglich mit seiner Entscheidung so viel Zeit lässt: Die Chancen, dass er verlängere, sagte Kimmich, seien „deutlich größer“ als im Sommer. Es war eine Aussage, die erahnen ließ, dass sich Kimmich und der FC Bayern in den vergangenen Jahren entfremdet haben und jetzt erst wieder zueinanderfinden müssen.
In der Vergangenheit fühlte Kimmich sich oftmals nicht ausreichend wertgeschätzt und hat dies auch bis heute nicht vergessen. Etwa während der Corona-Pandemie, als bekannt geworden war, dass sich Kimmich nicht hatte impfen lassen. In der Zeit sei viel Vertrauen zwischen ihm und dem FC Bayern kaputtgegangen, sagte er einmal, und das lasse sich auch nicht mit ein paar Gesprächen so einfach wiederherstellen.
Inzwischen weiß der Verein, was er an Kimmich hat. Der FC Bayern will den Mittelfeldspieler unbedingt halten, in den kommenden Jahren soll dieser zum neuen Kapitän aufsteigen. Idealerweise von einer Mannschaft, in der Musiala mit all seinem Talent weiterhin besondere Momente kreiert.
Und vielleicht dauert es auch gar nicht mehr so lange, bis Eberl bei den beiden Personalien für Fakten sorgen kann: In der Mixed Zone antwortete er auf die Frage, ob er nach den Vertragsverlängerungen von Neuer und Davies besser schlafen könne, was die unklare Zukunft von Spielern wie Kimmich und Musiala betrifft: „Wir werden sehen, was passiert. Ich habe immer gesagt, dass die Gespräche gut sind. Man spricht in der Öffentlichkeit von einem Dominostein. Vielleicht sind im Hintergrund schon ganz andere Dinge gelaufen.“
Eberl deutete an, dass sich andere Spieler vielleicht schon längst für einen Verbleib entschieden haben und nur noch Details zu klären seien: „Wir sind sehr zuversichtlich. Das waren wir die ganze Zeit und sind es auch jetzt.“
